Was ist dran am neuen Hype im Social-Media-Marketing mit Clubhouse? Die Social-Media-Plattformen sind voll mit dem Hashtag #Clubhouse. Die App liegt vorne auf der Liste der am häufigsten heruntergeladenen Anwendungen im App Store von Apple.
Ist Clubhouse nur ein Hype oder mehr? Wie interessant ist Clubhouse für Unternehmen in der strategischen Marketing-Kommunikation? Mit diesem Fokus unterstütze ich Unternehmen seit 10 Jahren.
In dieser Zeit habe ich viele Social-Media Netzwerk kommen und gehen gesehen wie studiVZ und Google+. In diesem Beitrag untersuche ich als Marketing-Expertin Clubhouse auf Besonderheiten, Vorteile und Nachteile für die strategische Marketing-Kommunikation. Was ist dran am Hype?
Digital Marketing Podcast
In dieser Episode spreche ich über Clubhouse: Nur ein Hype oder eine App mit Marketing-Potenzial?
Was ist Clubhouse?
Clubhouse ist eine Audio-App, bei der sich die User Gespräche anhören und sich aktiv an Diskussionen beteiligen können. Clubhouse kann zurzeit nur auf dem iPhone verwendet, nicht auf Android-Smartphones.
Welchen Nutzen bietet Clubhouse? Der Anbieter Alpha Exploration aus Salt Lake City beschreibt sie als „eine neue Art von sozialem Dienst, der auf Sprache basiert und es Menschen überall auf der Welt ermöglicht, sich zu unterhalten, Geschichten zu erzählen, Ideen zu entwickeln, Freundschaften zu vertiefen und interessante neue Leute zu treffen“.
Warum reden alle über Clubhouse?
Clubhouse ist in seinen Funktionen minimalistisch. Möglicherweise ist das der Reiz für den Hype. Bei Clubhouse muss man gezielt nach Content suchen. Beim Clubhouse Test ist es anfangs gar nicht einfach, interessante und aktive Räume zu finden. Je mehr Kontakte der App beitreten und je mehr anderen Nutzer man folgt, desto bessere Vorschläge bekommt man.
Perspektivisch wird auch die Frage relevant sein, wie wichtig die Zahl der Follower wird und wie man diese gewinnt. Viele berühmte Persönlichkeiten starten immer mal wieder Talk-Runden, aber meistens kommt es doch darauf an, wie diese Runden zusammengesetzt sind.
Wenn man Aufmerksamkeit für die eigenen Talks generieren möchte ist es wichtig, sich aktiv auch in anderen Räumen zu beteiligen. Zudem gibt es eine Vernetzung zu Instagram und Twitter mit der Möglichkeit, Accounts zu verknüpfen. Wer also einen Talk auf Clubhouse plant, kann den Talk in seinen bestehenden Netzwerken teilen.
Interessant ist auch der finanzielle Hintergrund. Der Wagnis-Kapitalgeber Andreessen Horowitz, der auch früh in Silicon-Valley-Stars wie Airbnb, Facebook, Instagram, Lyft und Twitter investiert hatte, finanzierte laut Forbes im Mai 2020 zwölf Millionen Dollar in Clubhouse. Damit wurde das Start-up schlagartig mit 100 Millionen Dollar bewertet. Zu diesem Zeitpunkt hatte die App weniger als 5000 Beta-User.
Clubhouse nutzt elitäre Strategie zur Markteinführung
Clubhouse Nutzer können in Räumen eine Unterhaltung starten, die jeder besuchen kann. Die Markt-Einführung des Portals nutzt eine choreografierte Marketingstrategie. Mitmachen darf nämlich nicht jeder. Clubhouse setzt auf handverlesene Einladungen.
Entsprechend prominent waren die ersten deutschen User. Caro Daur, Joko Winterscheidt und FDP-Chef Christian Lindner waren früh dabei. Fraglich ist allerdings, ob alle Promis der Plattform treu bleiben. Und ob die Anziehungskraft der Plattform trotzdem bleibt.
Der besondere Reiz für alle anderen Nutzer ist, dass man einfach per Handzeichen angeben kann, dass man sich an der Diskussion beteiligen möchte. Es ist also eine Art interaktiver Podcast.
Rollen in Clubhouse
In der Clubhouse-App können die Nutzer verschiedene Rollen einnehmen. Als Moderatoren können sie Audio-Chats starten, andere User auf die Bühne holen und ihren das Mikrophon übergeben. Sprecher beteiligen sich aktiv an der Diskussion.
Die meisten User beschränkt sich auf eine Zuhörer-Rolle. Sie können aber virtuell die Hand heben, um den Moderator auf sich aufmerksam zu machen, wenn sie etwas zur Gesprächsrunde beitragen wollen. Im Gegensatz zu anderen Netzwerken können Beiträge nicht kommentiert oder „Likes“ vergeben werden.
Über die Suchfunktion in der App haben die Nutzer die Möglichkeit, Menschen oder Clubs zu finden – Communitys, die sich auf bestimmte Themen spezialisieren.
Einladungen werden online versteigert
Wer eine Einladung bekommt, darf zwei weitere Nutzer einladen. Wer über wen eingeladen wurde, erscheint im Profil jeden Nutzers. So ist erkennbar, wer wen in diesen exklusiven Club geladen hat.
Viele wollten mitmachen. Die Angst etwas zu verpassen (Fear-of-missing-out-Effekt) sorgt dafür, dass viele dabei sein wollen. Angebote für Einladungen gibt es auf eBay und kosten bis zu 50 Euro.
Das Marketing-Konzept der Clubhouse-Macher basiert auf einer künstlichen Verknappung. So sind nicht nur alle Nutzer eines Android-Smartphones außen vor. Auch die meisten iPhone-Besitzer, die Clubhouse installiert haben, müssen noch warten, um die App überhaupt nutzen zu können.
Dafür braucht man eine Einladung von einem aktiven Mitglied. Und diese sind hochbegehrt: Am vergangenen Wochenende wurden Clubhouse-Einladungen bei Ebay für bis zu 50 Euro gehandelt.
Wie ist der Datenschutz auf Clubhouse?
Experten kritisieren den Datenschutz auf Clubhouse. Für die virale Verbreitung wird auf eine umstrittene Methode gesetzt, die bereits Grundlage des rasanten Wachstums von WhatsApp gewesen war.
Nachdem ein User die App installiert und die Einladung aktiviert hat, fordert die App Zugriff auf alle Einträge im Kontakte-Adressbuch des verwendeten iPhones. Auch bei der Anmeldung über einen Social-Media-Account fragt der Anbieter den Zugang für Follower und Freundeslisten an.
Viele Nutzer geben bereitwillig ihr iPhone-Adressbuch frei, um die App nutzen zu können. Doch diese Praxis war bereits bei WhatsApp von Datenschützern in Europa heftig kritisiert worden, weil die Anwender eigentlich zuvor jeden einzelnen Kontakt um Erlaubnis fragen müssten, bevor die persönlichen Daten auf Server in den USA übertragen werden. Alpha Exploration kann auf diese Weise eine gigantische Menge persönlicher Daten von Kontakten sammeln, die die App nicht einmal auf dem Handy haben.
Dieser Zugriff auf Daten über das Kontaktbuch ist kritisch. Zwar gibt es funktionale Gründe, um damit die Verbindung zwischen den Nutzern herzustellen. Doch ohne Einwilligung der Kontakte ist das bedenklich. Anwalt Christian Solmecke hat einen Video dazu gedreht Clubhouse-Hype – So gefährlich ist die neue Audio-App. Einfach mal reinschauen und mehr dazu wissen.
Wie sind die Vorteile und Nachteile von Clubhouse?
Die Vorteile und Nachteile von Clubhouse werden nachfolgend genauer erläutert.
Vorteile von Clubhouse
- Lieblingskanal Audio: Clubhouse eignet sich für Menschen, die gerne Audio hören wie Radio und Podcast. Es eignet sich Medienproduzierten, die über Stimme ihre Marke formen möchten.
- Schnelles Tempo: Über Clubhouse bekommt man schnell Feedback. Man sollte in der Meinungsbildung geübt sein und auch mit kritischem Feedback spontan umgehen können.
- Direkter Promi-Zugang: Clubhouse wird zurzeit von vielen Promis und Influencern genutzt und deshalb ist leicht möglich, mal direkt beispielsweise mit Carsten Maschmeyer zu sprechen.
- Early Adopter Status: Clubhouse bietet Dir eine gute Chance als Early Adopter schnell mehr Aufmerksamkeit und einen Expertenstatus zu gewinnen.
Nachteile von Clubhouse
- Nur für iPhone mit iOS aktuell nutzbar, andere Smartphone Nutzer sind ausgeschlossen.
- Zeitweilig Performance-Probleme: Bei einigen vollen Talks gibt es Serverprobleme, so dass man nicht in die Talks reinkommt.
- Talk Qualität leidet bei vielen Speakern: Der Fokus im Talk kann sich durch viele Speaker verlieren. Daran leidet die Verständlichkeit und somit die Qualität im Talk.
- Datenschutz und Missbrauch: Ein Problem ist der Datenschutz (siehe oben) die Kontrollierbarkeit der Talks durch zu viel Eigenwerbung, Hasskommentare und Beleidigungen. Hier fehlen noch Regeln und Erfahrungswerte zur Problemlösung.
Fazit: Clubhouse ist ein neuer Hype in der Medienwelt und zieht viele Promis und Early Adapter an. Unternehmen sollten sich die Frage stellen: Warum soll ich Clubhouse nutzen? Antworten können sein: Ich nutze Clubhouse, weil ich Promi oder Influencer mehr Aufmerksamkeit gewinnen will und mich als Early Adapter positionieren möchte.
Zu dieser frühen Marktphase ist noch fraglich, ob sich das Netzwerk langfristig etabliert. In meinen zehn Jahren als Social-Media-Expertin habe ich schon viele soziale Netzwerke kommen und gehen gesehen wie Google +. Hier stellt sich die Frage, ob das Netzwerk weiterwächst und ob es für alle verfügbar wird – ohne Einladung und über alle Smartphone-Arten.
Wie sind die Nutzen-Argumente für den Einsatz von Clubhouse in der strategischen Marketing-Kommunikation? Diese Frage ist zurzeit nicht zu beantworten, denn die Analyse zur Mediennutzung fehlen wie ARD / ZDF Online-Studie. Erst wenn wir wissen, dass Clubhouse langfristig Bestand hat und bestimmte Zielgruppen verlässlich erreichen, können wir strategische Konzepte für die Marketing-Kommunikation erstellen. Solange ist es eher als eine experimentelle Phase.