06 11 2019

Fashion Marketing: Nachhaltige Mode mit TV-Interview



Nachhaltige Mode wird immer wichtiger in der Fashion Branche. Wie können wir uns umweltfreundlicher kleiden? Die TV-Sendung von SWR „Zur-Sache-will’s wissen“ hat mich dazu als Mode-Expertin am 13. Juni 2019 interviewt.

Seit zwei Jahren lehre ich als Professorin das Thema Mode Marketing an der Fresenius Hochschule. Dabei ist Influencer Marketing ein wichtiger Bestandteil. Ich war schon öfter im TV-Interview bei ARD, ZDF und WDR. Zuletzt war es der Beitrag Wie Airbnb die Touristik Branche umkrempelt. Jeder TV-Termin ist ein spannendes Erlebnis! Lesen Sie mehr über die Hintergründe.

TV-Interview mit Dr. Claudia Hilker

Seit einigen Jahren lehre und forsche ich als Professorin für Mode Marketing an der Fresenius Hochschule. Meine Vorlesungen gebe ich an an der AMD Akademie für Mode und Design in Düsseldorf. Mein Berufsvortrag als Professorin habe ich auch bereits hier im Blog geteilt.

Zum Thema nachhaltige Mode hat mich Britta Krane, die Moderatorin der Sendung „Zur Sache Rheinland-Pfalz“ vom SWR (Südwestrundfunk / ARD), am 13.6.2019 um 20.15 Uhr live im Studie Mainz interviewt. Klicken Sie auf das folgende Foto, um das Video zu starten.

Kontext zum TV-Beitrag über nachhaltige Mode

Britta Krane: Es gibt einen Vorschlag von Grünen und SPD, den Online Händlern die Vernichtung der Retouren zu verbieten. Kann so ein Gesetz tatsächlich das Problem lösen?

Claudia Hilker: Der Gesetzesentwurf ist ein massiver Eingriff in eine unternehmerische Entscheidung der Mode Branche. Es stellt sich die Frage: was sind die alternativen Lösungen zum Schreddern: Ist es das Verschenken an sozial Benachteiligte? Oder ist es Verkaufen über andere Wege? Dabei ist das Risiko zu prüfen, ob das nicht zu einer Kannibalisierung der Vertriebswege führt. Vermutlich müssen sich die Parteien erst mal an einen runden Tisch setzen und gemeinsame Lösung finden.

Britta Krane: Man hat den Eindruck, alle engagieren sich momentan in Sachen Klimawandel, kaufen aber gleichzeitig weiterhin die billig Klamotten. Wie passt das zusammen?

Claudia Hilker: Shoppen macht glücklich, also wollen wir das Glück beim Kaufen genießen. Es ist eine Art Doppelmoral: Auf der einen Seite möchte ich ein „Gutmensch“ sein mit ethisch-moralischen Zielbildern. Auf der anderen Seite – in der Realität wissen wir, dass jeder Bundesbürger im Durchschnitt nur 110 € hat pro Monat für Kleidung zur Verfügung hat. Dieser Betrag erlaubt nur begrenzte Mode Käufe. Deshalb ist in der Realität der Griff zu den Billigkleidungsartikeln so verlockend.

Britta Krane: Es gibt ja seit Jahren Flohmärkte für Second Hand Bekleidung. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Finden Sie, dass das etwas bringt? Oder ist der Trend schon wieder abgeflaut?

Claudia Hilker: Ich beobachte es auch im Internet. Auf Plattformen wie Facebook oder Nachbarschaftsnetzwerke wie Nebenan.de gibt es viele Angebote für Bekleidung. Es ist stark nachgefragt und dass explodiert regelrecht bei Kleidungsartikeln wie Pullover, Jacken und Taschen. Das Tolle daran ist der regionale Bezug, ich kaufe also etwas beim Nachbarn, wenn ich den Such-Radius eingrenze. Bei Thema Nachhaltigkeit will man lange Lieferketten vermeiden und lieber direkt vor Ort kaufen. Zudem hat der Kleidungartikel schon jemand Freude bereitet und durch die Zweitverwertung macht es mich auch noch glücklich.

Kleidertausch statt Kaufrausch

Im Schnitt kauft bei uns jeder pro Jahr etwa 60 neue Kleidungsstücke. Wir tragen unsere Kleidungsstücke nur noch halb solange wie vor 15 Jahren. 800 Millionen Tonnen Altkleider stapeln sich weltweit auf Deponien.

Etwa zwei Millionen Tonnen werden jedes Jahr ausgemustert. Wie können wir aus diesem Kreislauf von Wegwerfen und neu Kaufen aussteigen? Wie können wir uns umweltfreundlicher kleiden? 

Nachhaltige Mode in der Praxis am Beispiel Allbirds

Nachhaltigkeit hat nicht immer ein gutes Image: Entweder sind die Sachen unbequem oder teuer, meint Joey Zwillinger. Und genau das wollte der Gründer von Allbirds verändern. Das Start-up stellt Turnschuhe her, die nachhaltig produziert sind und trotzdem für sich beanspruchen, sehr bequem zu sein.

Bei vielen Mode-Unternehmen ist Corporate Social Responsibility ein PR-Gag. Für Allbirds steht Nachhaltigkeit im Produkt-Fokus und genauso wichtig wie Preis und Qualität. Zwillinger meint, es würde sich lohnen. „Wir stehen am Anfang einer großen Welle von nachhaltigen Produkten“.

Allbirds nachhaltige Mode

In den USA erleben seine Schuhe bereits einen Boom, zum Beispiel trägt sie Ex-Präsident Barack Obama und auch Google-Gründer Larry Page sowie Hollywood-Schauspieler Leonardo DiCaprio läuft damit herum. Allbirds verwendet nur nachhaltige Naturmaterialien: Statt auf Plastiksohlen baut das Unternehmen auf einen Schaum, der aus Zuckerrohrabfällen gewonnen wird. Das Material verwenden inzwischen auch andere Hersteller. Zwillinger hat vor der Gründung als Biotech-Ingenieur mit nachhaltigen Chemikalien gearbeitet, der Co-Gründer ist Fußballer.

Die Erfolgsgeschichte von Allbirds ist ungewöhnlich: Im ersten Jahr investierte das Start-up nicht in Marketing. Sie nutzen einfache Botschaften. Zwillinger beschreibt den Erfolg in drei Stufen: „Die Leute mögen das Produkt, dann identifizieren sie sich mit unseren Werten, und dann bleiben sie der Marke treu.“

Fashion Marketing und nachhaltige Mode

Die Produktion eines T-Shirts in Baumwolle verbraucht etwa 2.000 Liter Wasser, das sind 10 volle Badewannen. Für eine Jeans braucht man noch mehr, circa 8.000 Liter, also circa 40 Badewannen voller Wasser. Wir kaufen, kaufen und kaufen – trotz voller Kleiderschränke.

Wir schmeißen immer schneller weg. Jeder Deutsche kauft pro Jahr etwa 60 Kleidungsstücke und trägt sie nur noch halb so lang wie vor 15 Jahren. Klar, wenn ein T-Shirt gerade mal vier Euro kostet, dann schmeißt man es einfach weg, wenn die Qualität nachlässt. Allerdings gibt es immer mehr Menschen die aus diesem Kreislauf von Konsum und wegwerfen endlich raus fallen und auch neue politische Initiativen dazu.

Warum nachhaltige Mode?

Trends bestimmen die Richtung der Modewelt. Nachhaltigkeit in der Mode beinhaltet nicht nur Bekleidung, sondern auch Accessoires wie Taschen, Einrichtungsgegenstände und Schuhe. Nachhaltigkeit in der Mode betrifft sämtliche Faktoren, die den Wertschöpfungsprozess beeinflussen. Vom Rohstoff bis zum Endprodukt und sogar bis zur Auslieferung, kann die Kette an Faktoren bei Mode auf eine „nachhaltige Arbeitsweise“ ausgerichtet werden.

Nachhaltigkeit in der Mode wird flankierend mit den Aspekten Klimawandel, Umweltzerstörung und Corporate Social Responsibility (CSR) diskutiert. Viele Mode-Hersteller und Mode-Händler haben sich seitdem auf nachhaltige Mode und spezielle nachhaltige Kollektionen fokussiert. Basis dafür bilden individuelle CSR-Strategien.

Wie kommen Fashion und Nachhaltigkeit zusammen?

Mode wird durch psychologische Denk- und soziologische Verhaltensmuster geprägt. Durch Bewertung von Mode entstehen Aussprüche wie klassisch, modisch und nachhaltig. Die Mode-Trends ergeben immer neue wieder Ausrichtungen. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte in Deutschland für Bekleidung in den Jahren 1991 bis 2018 (in Milliarden Euro) zeigt die nachfolgende Statistik von Statista.

Nachhaltige Mode_Konsumverhalten Statista

Die Statistik zeigt die Entwicklung der Konsumausgaben der privaten Haushalte in Deutschland für Bekleidung in den Jahren 1991 bis 2018. Bekleidung ist das umsatzstärkste Konsumgütersegment im Non-Food-Bereich. Im Jahr 2018 gaben die deutschen Haushalte rund 64,9 Milliarden Euro für Bekleidung aus. Es handelt sich also um eine wirtschaftlich relevante und große Branche im BIP (Brutto-Inlandsprodukt) von Deutschland, die einen stetigen Verlauf seit 1991 verzeichnet.

Tipps für Nachhaltigkeit in der Fashion Branche für die Praxis

Bewusster und umweltverträglicher leben wollen wir alle. Doch wie genau integriert man eigentlich ganz praktisch eine nachhaltigere Lebensweise in die Mode – und vor allem den Kleiderschrank? Wir haben in Anlehnung an Glamour für Sie ein paar nützliche Tipps zusammengestellt.

1. Nachhaltige Alternativen suchen

T-Shirts, schlichte Pullis, Jeans: Wer nachhaltig shoppen will, fängt am besten bei den klassischen Basic-Artikel an, denn die sind besonders einfach zu finden und man trägt sie am häufigsten. Nachhaltige Basics findet man bei Fair-Fashion-Labels. Selbst große Bekleidungsketten wie C&A, H&M oder Zara haben mittlerweile eigene „Conscious“-Kollektionen im Sortiment, die nachhaltig und/oder aus recycelten Materialien produziert werden.

2 Lieblingsstück statt Massenkauf

Qualität statt Quantität. Wird mich dieses Kleidungsstück glücklich machen? Oder wird es mich enttäuschen? Werde ich es mindestens 30 Mal tragen? Diese Frage sollten wir uns vor jedem Kleidungskauf kritisch stellen – und bestenfalls den Kauf unterlassen, wenn die Antwort „Nein“ lautet. Das ist ein Appel an bewussteres Shopping-Verhalten, denn im Durchschnitt wird ein T-Shirt nur viermal getragen, bevor es schon wieder entsorgt wird.

3. Second Hand kaufen und verkaufen

Wenn Sie auch mal Second Hand kaufen, sparen Sie Ressourcen und schonen die Umwelt. Designerteile gibt es online z.B. bei bei „Kleiderkreisel“ oder „Mädchenflohmarkt“. Außerdem kann man hier auch gleich seine eigenen aussortierten Kleidungsstücke zu Geld machen.

4. Kleidung pflegen statt wegschmeißen

Eine sorgfältige Kleider Pflege verlängert die Lebensdauer von Kleidungsstücken enorm – was wiederum gut für die Umwelt ist und Ressourcen schon. Gute Pflege fängt übrigens schon bei der richtigen Aufbewahrung im Kleiderschrank an, aber auch das richtige und nicht zu häufige Waschen von Textilien oder die Reinigung und Pflege von Schuhen spielt dabei eine wichtige Rolle. Bei jedem Waschgang verliert ein Kleidungsstück an Qualität und nutzt sich ab. Also mehr lüften statt waschen – das spart auch asser und Waschmittel.

5. Kleidung für besondere Anlässe leihen statt kaufen

Bei manchen Labels, z.B. bei „Dresscoded“, kann man Kleidung ausleihen, anstatt sie zu kaufen. Das macht vor allem dann Sinn, wenn man etwas Spezielles für einen besonderen Anlass (Hochzeit, Taufe, Gala, Oktoberfest etc.) sucht, das nur ein- oder zweimal getragen wird. Auch Tauschpartys mit Freunden können frischen Wind in den eigenen Kleiderschrank bringen – ohne dass man etwas Neues anschaffen muss.

6 Den eigenen Stil kennen

Trends kommen, Trends gehen – Stil bleibt. Wer für sich selbst herausfindet, was zum eigenen Typ und Körperbau passt, verhindert nicht nur klassische (und somit sehr unnachhaltige) Fehlkäufe, sondern spart auch viel Geld.

Tags: Digital Marketing

Über Dr. Claudia Hilker

Dr. Claudia Hilker

Dr. Claudia Hilker ist Expertin für KI-Beratung und Digital Marketing im B2B-Bereich Mit fundiertem Wissen in BWL, IT und Marketing entwickelt sie transformative KI-Strategien für digitale Geschäftserfolge. Als Bestseller-Autorin und Dozentin in bietet sie zudem praxisnahe Schulungen an. Ihre Mission ist es, die digitale Transformation von B2B-Unternehmen mit echten Resultaten vorantreiben. Abonniere ihren Newsletter für aktuelle News und folge ihr auf LinkedIn.

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