Lohnen sich Frauen im Aufsichtsrat, Vorstand oder Beirat für Unternehmen? Eine Studie dazu wurde vom Credit Suisse Research Institute (CSRI) unter dem Titel „The CS Gender 3000:The Reward for Change“ im Sep. 2016 veröffentlicht. Die Forscher haben dazu rund 3.400 Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern und Branchen hinsichtlich ihres Frauen-Anteils im Aufsichtsrat und in den beiden Top-Managementebenen untersucht und verglichen.
Zur Ist-Situation: Frauen als Aufsichtsrat
In den Aufsichtsräten (Board of Directors) konnte per Ende 2015 eine Frauenquote von durchschnittlich 14,7% festgestellt werden, auf der aktiven Führungsebene (CEO und Personen, die direkt an den CEO reporten) von 13,8%. In der Führungsebene der Top-Manager (CEOs) haben Frauen lediglich einen Anteil von 3,9%.
Unternehmen mit höherer Gender-Diversität performen besser
Nun zu den Auswirkungen einer höheren Gender-Diversity: Beim Vergleich der Unternehmen mit einer oder mehreren Frauen in den beiden Führungsgremien gegenüber den Unternehmen ohne Frauen in den Gremien, kommt CSRI zu folgender Erkenntnis:
„Im Hinblick auf die Geschäftsentwicklung finden wir klare Hinweise, dass Unternehmen mit einem höheren Anteil an Frauen in Entscheidungsfunktionen höhere Eigenkapital-Renditen erzielen und konservativere Bilanzkennzahlen aufweisen.“
Das wirkt sich auch auf die Aktienkurs-Entwicklung aus. Von 2005 bis 2016 wiesen die Unternehmen mit Frauen in den Führungsgremien im Schnitt eine um 3,5 % p.a. bessere Performance auf als die Vergleichsgruppe ohne Frauen in den Chefsesseln. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die Studie von RobecoSAM „Does corporate gender equality lead to outperformance?“ Mehr noch: Je höher die Frauenquote in den Führungsebenen ist, desto höher wird die Outperformance, stellen die Forscher von CSRI fest.

Hürde: Rückständige Einstellungen
Eine mögliche Interpretation dieser Ergebnisse ist, dass die Old-Boys-Networks, die keine Frauen in den Führungsgremien zulassen, überholt, rückständig und antiquiert wirken und dass mehr Frauen in den Führungsgremien neue Perspektiven erzeugen und dies zu besseren Unternehmensergebnissen und letztlich zu einer höheren Aktienbewertung führen.
Die kausale Korrelation zwischen der höheren Frauenquote in den Führungsebenen und der Outperformance des Aktienkurses ist bisher nicht ausreichend untersucht worden.
- Ist es der weibliche Führungsstil?
- Strengen sich die Männer vielleicht mehr an, wenn Frauen mit im Führungsteam sitzen?
- Oder führen Frauen tatsächlich umsichtiger?
Vielfalt und Governance als mögliche Gründe
Viele sehen den Grund in der Vielfalt an Ideen, Meinungen und Vorgehensweisen, die eine höhere Diversity mit sich bringt. Andere vermuten den kausalen Zusammenhang in der verbesserten Governance, die Unternehmen aufweisen, die Diversity auch im Top-Führungsteam ermöglichen.
Nicht auszuschließen ist, dass es auch einen Größen- oder Branchen-Bias gibt. In der CSRI-Studie wird aufgeschlüsselt, welche Branchen eine relativ hohe Frauenquote in den Führungsgremien haben (Medien, Reise & Freizeit, Versorger) und welche eine relativ niedrige (Chemie, Auto & Autoteile, Investitionsgüter).
Auch hinsichtlich der Länder werden die Frauenquoten im Top-Management aufgeschlüsselt: Während Thailand, die Philippinen und Norwegen weit vorne liegen, bilden Polen, Japan und Südkorea die Schlusslichter. Deutschland ist mit einer Frauenquote im Top Management von 7,6% beim Ländervergleich im unteren Drittel. Hier ist also noch ein hohes Entwicklungspotenzial.
Fazit: Interessant ist diese Erkenntnis: Sobald in den Gremien eine Frauenquote von 30% erreicht ist, steht der weiteren Beförderung von Frauen in Führungspositionen nichts mehr entgegen. Dann steigt nämlich der Frauenanteil, so die CSRI Studie. Lesen Sie mehr dazu: Exotisch: Eine Frau als Aufsichtsrat, Vorstand oder Beirat.